Performance 45 Minuten
Kunstpalast Düsseldorf / Die Grosse 2023
„INTERFERENZEN“ ist eine Performance, die im Juli 2023 im Kunstpalast Düsseldorf zu sehen war. Zwölf Personen waren dazu eingeladen, für die Performance zu agieren.
Die 12 Performenden wurden zur Hälfte im Foyer des Kunstpalastes und zur Hälfte im Ausstellungsraum platziert.
Die Performenden im Foyer bekamen über ein Fallblattdisplay Fragen vorgegeben, die auf die berühmten Fragebögen von Max Frisch und Marcel Proust zurückgingen. Fragen nach dem gegenwärtigen Geisteszustand, nach der eigenen Erfahrung mit Diebstählen oder der Frage, ob Heimat eine Flagge hat, wechselten sich im fünf-Minuten-Takt ab.
Die Performenden im Foyer riefen zu Beginn der Performance ihre Counterparts in der Ausstellung an und besprachen mit ihnen laut die etwa zehn vorgegebenen Fragen. Das Umfeld wurde un/bewusst zum Teilnehmer der Performance und konnte sich gestört abwenden oder interessiert zuhören. Einzelne Gäste starteten eigene Telefonate im Sinne der Performance.
Im Folgenden sind die Fragen, die auf dem Fallblattdisplay gezeigt wurden, zu sehen (Entwurf):
Sechs PerformerInnen im Ausstellungsraum des Museum Kunstpalast telefonierten mit ihren sechs Counterparts im Foyer. Die Ausstellungsgäste konnten den Gesprächen zuhören.
Da die PerformerInnen sich in semi-privaten Räumen in den Wänden der Ausstellung aufhalten, changiert der Eindruck zwischen Performance und Gemälde, Privatheit, voyeuristischen Interesse und Kunstkonsum.
Die Arbeit bricht mit zwei Konventionen des Ausstellungsraums: durch die Telefonate – mit Lautsprecher – entsteht eine Störung in der ruhigen Atmosphäre des Museums.
Auch der Beginn der Performance – in dem Moment, in dem die PerformerInnen aktiv werden und sechs Türen in den Wänden des Kunstpalasts aufstoßen und sich hineinsetzen – führt zur Irritation, da ein Anfassen oder Verändern der Museumsräume nicht vorgesehen ist.
Die scheinbaren Gäste offenbaren sich durch die Aktion als Akteure eines inszenierten Szenarios, das sie mit ihrem selbstverständlichen Vorgehen und Agieren als Normalität deklarieren.
Die Arbeit setzt sich inhaltlich mit den Dimensionen des Privaten und Öffentlichen auseinander.
Wir alle existieren als private und öffentliche Wesen und verhalten uns in den beiden Sphären unterschiedlich. Nicht selten vermischen die beiden Welten aber und man wird im öffentlichen Raum Teil privater Gespräche – man denke an laute Telefonate in der Bahn oder im Café oder persönliche Konflikte, die sich öffentlich Bahn brechen, ob analog oder digital. Interessant an diesen Momenten ist, dass man gefangen zwischen einem Gefühl der Störung und einem Gefühl der Neugier zum unfreiwilligen Teilhaber wird.
Diese Beobachtung war Grundlage für die Performance „INTERFERENZEN“ im Kunstpalast. Der Kunstpalast als Ausstellungsraum ist ein Raum, in dem ein lautes Gespräch als besonders störend empfunden werden kann. Die ungeschriebenen Regeln eines Ausstellungsraums schreiben den Respekt vor den anderen Besuchern vor (und ihrer Privatsphäre in der privaten Kunstbetrachtung) und verlangen nach Zurückhaltung. Trotzdem ist der Bruch mit diesen Regeln erwartbarer Teil des öffentlichen Miteinanders und keine Überraschung.
Eine zweite Grundlage der Arbeit war die Tatsache, dass viele Menschen mit Neugier und Interesse am Leben anderer unterwegs sind. Das zeigt sich sowohl im Reality-TV, in Klatschzeitschriften, im Gossip und auf Social Media. Was für eine Gelegenheit bietet demnach das Belauschen eines privaten Gesprächs in einem Ausstellungsraum?
Zu den Portraits der Performenden: