Partizipative Installation und tragbare Skulptur
180 Minuten Kunsthaus NRW Kornelimünster
„The Society“ oder auch „die Gesellschaft“ als der soziale Raum, in dem sich ein jeder bewegt, manifestiert und verhält bzw. verhalten muss wird nicht selten als naturgegeben empfunden. Das sich das Soziale und eine Gesellschaft permanent und immer wieder neu in Handlungen und performativen Akten bildet und konstituiert und ohne Handlungen und tausende individuelle und kollektive Aktionen und Interaktionen nicht denkbar ist, fällt dem Einzelnen als Teil des Ganzen nur selten bewusst auf.
Ist man „in Gesellschaft“, so bewegt man sich zumeist im öffentlichen Raum und unter Menschen. Bestimmte Rituale erleichtern den Umgang und Kontakt und sind kulturell eingeschrieben. So erkennen wir beispielsweise die Rolle von Dienstleister*innen und Servicekräften oder können über Kleidung Zuordnungen zu Berufen, Gruppen und Klassen vornehmen.
Diese Aspekte fließen in die Arbeit „THE SOCIETY“ ein, indem Kleidung als sozialer Marker in bildhauerischer Form eine Rolle spielt, indem Interaktionen zwischen Performenden und Gästen in den bekannten Rahmen einer Boutique versetzt werden und indem Regeln für die Interaktion durch das gängige Dienstleister-Kunden-Verhältnis vorgegeben sind. Des weiteren treffen die Gäste als Co-Performende auf Situationen innerhalb des performativen Gefüges, die sie auch bereits kennen – einen Raum, in dem ein Getränk, ein Gespräch und eine Sitzgelegenheit angeboten werden (to socialise, ähnlich einer Bar), ein Raum, in dem Sie Kleider an einer Garderobe vorfinden und anprobieren können (to clothe, ähnlich einer Boutique oder dem eigenen Kleiderschrank) und ein letzter Raum, in dem sie posieren und sich fotografieren können (to pose, ähnlich wie an Betriebsfeiern, Hochzeiten oder bei der Generierung von Content für das eigene Social Media Profil).
Innerhalb der Performance werden diese bekannten Abläufe als Zugang benutzt und artifiziell überspitzt.
Die Arbeit verlangt Partizipation und bindet zwangsläufig Jedermann mit ein, da auch eine Entscheidung gegen eine Teilnahme oder gegen ein Einkleiden zum Bestandteil des performativen Geschehens wird.
Im Ausstellungsverlauf werden die installativen Elemente der Arbeit, die Kleidung und andere Relikte einen gleichsam forensischen Rückschluss auf das Geschehen während der Eröffnungs-performance zulassen.
Eine Aktivierung des performativen Anteils der Arbeit ist dauerhaft möglich und ist als Potenzial angelegt. Sobald Gäste Kleidung tragen und sich in den Räumen bewegen, startet die Performance neu.
Ein zentrales Anliegen der Arbeit ist die gemeinsame performative Konstitution von Gesellschaft und eines Community-Erlebnisses innerhalb der Arbeit.
Die Projektionskleidung und das Spiel mit Licht und Projektionen gibt der Arbeit eine starke bildhauerische Komponente und verankert die Arbeit in der Architektur und im Ort.